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DAS HAUS

Die etwas unterhalb des Ortszentrums von Düns gelegene Mühle ist, von den anfänglich mehreren im Walgau, die einzige am ursprünglichen Ort erhaltene und derart alte Getreidemühle Vorarlbergs. Sie war für den regionalen Getreideanbau an den sonnigen Hängen des Walgaus und des großen Walsertales bis Mitte des 20. Jahrhunderts von Bedeutung. Korn gemahlen wurde hier noch bis 1958.

 

Lange Zeit glaubten wir, das Wissen um die Geschichte des Hauses wäre unwiederbringlich verloren. Herausgefunden haben wir nun aber, dass das Anwesen auf eine wohl mehr als 700-jährige Geschichte zurückblicken kann, sich die Mühle selbst über viele Jahre hinweg "Burgmühle" nennen durfte und bis ins 18. Jhdt. als grundherrschaftliches Lehen bezeugt ist.

Im späten 13. Jhdt. zwischen zwei Bachläufen erbaut, diente diese Mühle der Versorgung der Burg Jagdberg in Schlins und gehörte somit zur Grundherrschaft des Vorarlberger Grafengeschlechts der Montforter. Ersturkundlich erwähnt wird unsre Mühle im Urbar von 1363 - Item die mül ze tüns giltet iarlich X sch. korns und VIIII huenr - Was soviel heißt, wie: die Mühle zu Düns gibt jährlich zehn Scheffel Korn und neun Hühner.

Diese Abgaben entsprachen allerdings nicht mehr den tatsächlichen Erträgen des Getreideanbaus, sondern wurden aus früheren Zeiten übernommen. Die Dünser Mühle stand im genannten Jahr nämlich gar nicht mehr in Betrieb. So heißt es im Urbar im Anschluss an die entsprechende Eintragung: leit wuest („liegt wüst“, brach). Wie lange dies schon der Fall war und was den Grund dafür bildete, bleibt wohl unbekannt. Möglicherweise hatte sich in Düns schon jene Klimaänderung ausgewirkt, die im 14. Jahrhundert allgemein zu einem Rückgang des Getreideanbaus zugunsten der Viehwirtschaft führte.

Unsere Mühlen- und Familiengeschichte beginnt mit Johann Kaspar Moll, der die Mühle samt Säge von seinem Taufpaten Josef Mähr übernahm. Um 1805 erneuerte er grundlegende Teile des Mahlwerkes und des Hauses und schuf damit die Grundlage für die letzte Müllerdynastie in Düns, die diesem alten Handwerk bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nachging.

Trotz der dokumentierten Konflikte mit der Gemeinde um die Mitte des 17. Jahrhunderts gibt es keine Hinweise darauf, dass die Dünser Müller wie viele Berufskollegen anderenorts als unehrliche Handwerker, als Zauberer oder Zuhälter gegolten hätten. Ganz im Gegenteil: Mangels eines Amtsgebäudes oder Pfarrhofs begann in Düns im 18. und 19. Jahrhundert sogar die örtliche Hausnummerierung bei der Mühle, stellte diese im Dorf doch als ehemaliges landesfürstliches Lehen das einzige herrschaftsnahe Gebäude dar. 

Die lange und wechselvolle Vergangenheit des Hauses und ihrer Bewohner wurde auf 75 Seiten der Sonderausgabe Nr. 121 aus der Reihe der Bludenzer Geschichtsblätter vor dem Vergessen bewahrt  - "die mül ze tüns" -  € 18 zzgl. € 2,50 Postgebühr

Der zweigeschossige Baukörper auf rechteckigem Grundriss mit Satteldach zeigt zwei weitgehend fensterlose Traufseiten, die an den talseitigen Ecken mit gemalten Pilastern versehen sind. Die dominierende Südfassade ist sechsachsig gegliedert. Durch die etwas links aus der Mittelachse gerückte segmentbogige Türe gelangt man in den Mühlraum mit dem vollständig erhaltenen Mahlwerk. Ein Abgang erschließt den Gewölbekeller. Über diesem und im Niveau über dem der Mühle befindet sich eine getäfelte Stube mit eingebautem Buffet und frühbarocker Kassettentür, die Füllungen aus Eiche mit Dekor des Empirestils (Blumenvasen und Traubenmotiv, frh 19. Jhdt.).

Im westlichen Teil des Gebäudes zieht sich die Mühle mit dem Walzwerk bis ins 1. Obergeschoss. In diesem und dem 2. Obergeschoss befinden sich unsere privaten Wohnräume.

Bildquellen »NEUE/Dietmar Stiplovsek | Christa Engstler Fotografie   und PRIVAT

Das Ziel der Restaurierung war von Beginn an die Revitalisierung des Gebäudes bis zur vollständigen Rekonstruktion und Instandsetzung der Mühle. Die ersten Maßnahmen betrafen die hangseitige Trockenlegung, damit ein problemloses Bewohnen des Gebäudes ab dem 1. Obergeschoss wieder möglich wurde. Die Renovierung der Wohnräume wurde großteils unter Mithilfe von Familie und Freunden vorgenommen. Bei der Erhaltung und Restaurierung der Fassaden war aber eine Zusammenarbeit mit Restauratoren notwendig. An den beiden Traufseiten war noch der ursprüngliche, wahrscheinlich aus dem frühen 17. Jhdt. stammende Verputz mit Resten von gemalten Eckpilastern erhalten. Diese gemalten Architekturteile verweisen auf einen Einfluss aus Graubünden. Die Giebelseite wurde vermutlich mit den Umbauten um 1805 neu verputzt. Somit waren zwei Putzphasen bestehend aus reinem Kalkmörtel erhalten, die teilweise Hohlstellen aufwiesen. Im Sockelbereich sowie der Fläche um das ehemalige Wasserrad fehlte der Putz zur Gänze. Durch partielles Verfestigen und materialgleiches Ergänzen konnte die Fassadenfläche geschlossen und in ihrer ursprünglichen Struktur erhalten bleiben. Sämtliche Fensterflügel wurden dem historischen Befund gemäß erneuert. Im Sommer 2009 wurde das Wasserrad nach Originalplänen rekonstruiert, seit 2019 ist die beinahe vollständige Mühleneinrichtung in nahezu Originalzustand wieder vorzeigbar und die Steine drehen sich erneut durch die Kraft des Wassers...

Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will

Alles verschwindet…

Paul Cézanne 1839 - 1906

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Die Geschichte der Mühlen beginnt vor ca....

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